Georg Baselitz

23.05.1990 – 08.07.1990
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kopfüber und gegen den Strom: der deutsche Malerfürst Baselitz
Die von Harald Szeemann im grossen Ausstellungssaal eingerichtete Schau umfasste 70 Bilder und 5 Skulpturen des 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz geborenen Künstlers Georg Baselitz, über den Szeemann apodiktisch schrieb: «Seine Bilder sind Kampfbilder für eine Kunst ohne Erzählung und Anekdote, ohne Illustration und Botschaft. Kunst als Kunst.» Viel Erzählung jedoch steckt in Baselitz selbst – dieser, vom Kunstbetrieb arg heroisierten Figur mit dem «vulkanischen Temperament», dem das Publikum «mit Höchstpreisen, Publikationen und Ausstellungen wie keinem anderen Deutschen zujubelt» (NZZ): In den 1950er-Jahren studierte er bis zu seinem Ausschluss an der Kunsthochschule Weissensee in Ost-Berlin, danach siedelte er in den Westen über, wo er 1961 er seinen heutigen Namen annahm. 1963 beschlagnahmte die Westberliner Staatsanwaltschaft zwei «obszöne» Bildern von nackten Männern mit riesigen Geschlechtsteilen (u. a. «Die grosse Nacht im Eimer», 1962/63, heute im Museum Ludwig, Köln), 1969 folgte das Prinzip der Umkehrung: Alle Bilder stehen seither auf dem Kopf. Die breit wahrgenommene Zürcher Ausstellung im Kunsthaus fand zwei Jahre nach Baselitzʼ fünfzigsten Geburtstag statt, der ausgiebig in Museen in Frankfurt, Hamburg und Bremen begangen worden war. Überschattet wurde der Erfolg der Ausstellung von einer äusserst heftig geführten Kontroverse um den anlässlich der Vernissage angekündigten Verkauf von zwei Renoir-Werken aus der Sammlung, um den Ankauf der 20-teiligen Arbeit «45» für die Summe von zwei Millionen Dollar zu finanzieren. Entstanden waren die grossformatigen Holztafeln, deren Titel auf das deutsche Schicksalsjahr 1945 anspielt, in einem anderen Schicksalsjahr, nämlich kurz vor dem Mauerfall, zwischen Juli bis September 1989. Das Kunsthaus war sich seiner Sache sicher: Auf dem Cover der umfangreichen Begleitpublikation war ebendiese Arbeit zu sehen, und zwar in einer wenig attraktivem Atelieraufnahme mit einer Rückenansicht des Künstlers in einem Ledersofa. Auch wenn stellenweise Kritik an der etwas sektiererischen Baselitz-Rezeption durchdrang (Harald Szeemanns Introtext ist gänzlich ironiefrei mit «Die agonale Schöpfung» betitelt), blieb das Gesamturteil positiv. So schrieb etwa der Kunstkritiker Eduard Beaucamp: «Eine grossartige, ja olympische Schau.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
[Peter Stohler]
Die breit wahrgenommene Zürcher Ausstellung im Kunsthaus fand zwei Jahre nach Baselitzʼ fünfzigsten Geburtstag statt, der ausgiebig in Museen in Frankfurt, Hamburg und Bremen begangen worden war. Überschattet wurde der Erfolg der Ausstellung von einer äusserst heftig geführten Kontroverse um den anlässlich der Vernissage angekündigten Verkauf von zwei Renoir-Werken aus der Sammlung, um den Ankauf der 20-teiligen Arbeit «45» für die Summe von zwei Millionen Dollar zu finanzieren.

46 Tage

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