Gustave Courbet

14.12.1935 – 31.03.1936
Ausstellungsort Kunsthaus.
Einzelgängerischer Künstler und Kämpfer
Das Schicksal von Gustave Courbet, dem Hauptvertreter des französischen Realismus, ist eng mit der Schweiz verbunden. Geboren wurde der «Maître d’Ornans» 1819 im französischen Jura, nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. 1877 starb er im waadtländischen La Tour-de-Peilz, wo er sich seit 1873 im Exil aufhielt. In die Schweiz geflüchtet war Courbet, nachdem er als Mitglied der niedergeschlagenen Pariser Kommune für die Zerstörung der Vendôme-Säule verantwortlich gemacht worden war, und man ihn zu sechs Monaten Haft und nach seiner Freilassung erneut zu einer Geldstrafe verurteilte, sodass er sich schliesslich gezwungen sah, sein Heimatland aus politischen und finanziellen Gründen zu verlassen. In den Jahren 1935/36 entschloss sich das Kunsthaus Zürich Courbet eine Ausstellung einzurichten. Nach der erfolgreichen Ausstellung von Corot (1934) glich die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehende Schau einer Beschwörung der französisch-schweizerischen Freundschaft in politisch unsicheren Zeiten. Sie umfasste Hauptwerke aus allen Schaffensphasen und Gattungen des Künstlers, darunter «Les casseurs de pierre» (1849), «Les demoiselles des bords de la Seine» (1856/57) und «Le déjeuner de chasse» (1858). Das wohl spektakulärste unter den rund 140 Werken im Kunsthaus war jedoch das berühmte Gemälde «Un enterrement à Ornans»: Courbets erstes Grossformat mit den Dimensionen eines akademischen Historienbildes, auf dem aber real existierende und ungeschönt wiedergegebene Dorfbewohner von Ornans dargestellt sind, hatte 1850 einen Skandal im Pariser Salon ausgelöst. Die Ausstellung wurde in allen Landesteilen und im europäischen Ausland ausführlich besprochen. «Es ist die lehrreichste Ausstellung seit Jahren», schrieb Heim und Leben. Und schloss daraus die allgemeine Erkenntnis: «Mehr Vertrauen denjenigen Künstlern gegenüber, die mutig und genügend ausgerüstet den Steilpfad der Einzelgänger erklimmen!». Auch im Journal de Genève wurde die Ausstellung sehr gelobt und im Nachgang zu jener von Corot gesehen. Die sozialdemokratische Tageszeitung «Volksrecht» begrüsste es, dass das bürgerliche Zürich einen sozialistischen Kämpfer würdigte. Die NZZ bewertete die Ausstellung zwar sehr positiv, konnte es jedoch nicht unterlassen, den Künstler als «geistig etwas primitiv» zu bezeichnen; nur deshalb habe er sich zu sozialen, satirischen und anitklerikalen Themen hinreissen lassen. Auch der Verdacht, dass sich in der Ausstellung Fälschungen befänden, gab viel zu reden.
[Peter Stohler]
In die Schweiz geflüchtet war Courbet, nachdem er als Mitglied der niedergeschlagenen Pariser Kommune für die Zerstörung der Vendôme-Säule verantwortlich gemacht worden war, und man ihn zu sechs Monaten Haft und nach seiner Freilassung erneut zu einer Geldstrafe verurteilte, sodass er sich schliesslich gezwungen sah, sein Heimatland aus politischen und finanziellen Gründen zu verlassen.

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