Joseph Beuys
26.11.1993 – 20.02.1994
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Der Kontinent Beuys im ganzen Haus
Die Ausstellung mit Joseph Beuys (1921–1986) – die umfassendste seit der Beuys-Retrospektive im Berliner Martin Gropius-Bau (1988) – wurde von Harald Szeemann als Schau der Superlative im grossen Ausstellungssaal, im Parterre und im Graphischen Kabinett des Kunsthauses eingerichtet. Gezeigt wurden alle Werke, die laut Szeemann noch bewegt werden konnten, darunter mehrere raumfüllende Environments sowie Skulpturen, Wandtafeln und Vitrinen, während im Graphischen Kabinett über vierhundert Zeichnungen zu sehen waren. Alle Schaffensphasen wurden dabei abgebildet. Zehn Jahre zuvor hatte Beuys in der Gruppenausstellung «Der Hang zum Gesamtkunstwerk» (1983) mit seiner Arbeit «Das Kapital» einen ersten Auftritt im Kunsthaus gehabt. Mit «Olivestone» (1984) kam dann auch ein bedeutendes Werk in die Sammlung des Kunsthauses – allerdings erst 1992 als Schenkung der Baronessa Lucrezia de Domizio Durini.
Szeemann beschrieb Beuys als jemanden, der aufs Ganze ginge; er habe nichts weniger als die Befreiung des Menschen angestrebt. Beuys’ Begriff der «Sozialen Plastik» zielte denn auch auf die Veränderung der Gesellschaft ab, an welcher der Mensch als Künstler teilhabe. Er strebte eine Gesellschaft an, in der Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Gewaltlosigkeit zentrale Werte darstellen. Beuys war aber nicht nur Mystiker, Seher und Sender (Szeemann), sondern wirkte auch aktiv in der Politik mit: 1979 war er Mitbegründer der «Sonstigen Politischen Vereinigung Die Grünen», aus der ein Jahr später die Grüne Partei Deutschlands entstand. Beuys blieb bis zu seinem Tod deren Mitglied.
Matthias Frehner würdigte in der NZZ Beuys als jemanden, der in den 1980er Jahren wie kein anderer eine Diagnose seiner Zeit geliefert habe. Er bemängelte das dichte Beieinander von Installationen im grossen Ausstellungssaal; dadurch würden die Werke ihrer Wirkung beraubt. Die Kunstkritikerin Annelise Zwez dagegen gestand gerade diesem geballten Nebeneinander zu, dass es echtes Erleben ermögliche (Aargauer Tagblatt). Im Anschluss reiste die spektakuläre Schau nach Madrid (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia) und Paris (Musée National d’Art Moderne, Centre Pompidou).
Peter Stohler
Weiterführende Informationen
kein Ausstellungskatalog online
Gezeigt wurden alle Werke, die laut Szeemann noch bewegt werden konnten, darunter mehrere raumfüllende Environments sowie Skulpturen, Wandtafeln und Vitrinen, während im Graphischen Kabinett über vierhundert Zeichnungen zu sehen waren.