Pieter Claesz. Stilleben im Goldenen Zeitalter

22.04.2005 – 21.08.2005
Kuratiert von Christian Klemm.
Ausstellungsort Moser-Bau (1. Stock).
Im Dilemma zwischen Genuss und Verzicht: Stillleben von Pieter Claesz
Der flämisch-niederländische Maler Pieter Claesz (1597 Berchem–1660 Haarlem) gilt als Gründungsvater des Stilllebens; der ersten Gattung, die in der Kunstgeschichte die Autonomie der Kunst etablierte. Vom Künstler selbst, der er als gebürtiger Katholik ins protestantische Haarlem zog, um im florierenden Kunstmarkt der Niederlande Karriere zu machen, weiss man wenig. Das Kunsthaus Zürich widmete Claesz eine monografische Ausstellung mit 35 Werken, die in der Regel noch nie in der Schweiz zu sehen waren. Klarheit, Reinheit, konzentrierte Hingabe an die Dinge, bildliche Intelligenz und Ökonomie der Mittel – so fasst man in Katalog die Merkmale zusammen, die die Kunst von Claesz ausmachen. Das Goldene Zeitalter im Titel verweist auf das 17. Jahrhundert, in dem die Niederlande zur weltumspannenden See- und Handelsmacht aufstiegen. In dieser Blütezeit der Kunst und Kultur waren Künstler immens gefragt. Claesz war so beliebt, dass seine Stillleben in fast jedem vermögenden Haushalt in Haarlem hingen. Kurator Christian Klemm erweiterte die überschaubare Zahl von Werken des Meisters um weitere 25 von Claesz’ Zeitgenossen. In den Stillleben wird Genuss vorgeführt: Exklusive Lebensmittel wie Hummer, aber auch alltägliche wie Brot und Käse sind zu sehen, dazu Besteck und Gefässe, verführerisch auf weissem Damast arrangiert. Das Repertoire der gezeigten Dinge beschreibt Samuel Herzog in der NZZ zwar als beschränkt, dagegen fasziniere das «Wie» umso mehr. In der Tat, es geht um die Anordnung der Dinge, die Brechung des Lichts auf den Oberflächen, um Spiegelungen, die bewusste Verschattung der Objekte. Die Stillleben «erzählen viel – ohne wirklich etwas zu verraten», resümiert Herzog (NZZ). Über die Sinnlichkeit hinaus appellieren Claesz‘ Werke auch an Endlichkeit und Vergänglichkeit – etwa mithilfe aufgebrochener Nüsse oder umgestürzter Weingläser, Totenschädel, Kerzen oder Taschenuhren. Damit benennt er auch das Dilemma des wohlhabenden Milieus der Kaufleute des 17. Jahrhunderts: hin- und hergerissen zwischen ungehemmtem Genuss und den stetigen puritanischen Aufrufen von der Kanzel zu Mässigung und Verzicht.
[Peter Stohler]
Über die Sinnlichkeit hinaus appellieren Claesz‘ Werke auch an Endlichkeit und Vergänglichkeit – etwa mithilfe aufgebrochener Nüsse oder umgestürzter Weingläser, Totenschädel, Kerzen oder Taschenuhren. Damit benennt er auch das Dilemma des wohlhabenden Milieus der Kaufleute des 17. Jahrhunderts: hin- und hergerissen zwischen ungehemmtem Genuss und den stetigen puritanischen Aufrufen von der Kanzel zu Mässigung und Verzicht.

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