Vincent van Gogh

03.07.1924 – 10.08.1924
Ausstellungsort Kunsthaus.
«Leidenschaft strömt uns wie heisser Atem entgegen»
Kaum ein Künstlerleben wurde so oft nacherzählt wie jenes von Vincent van Gogh (* 1853 Groot-Zundert, † 1890 in Auvers-sur-Oise). In über 600 Briefen zwischen dem Künstler und seinem Bruder Theo sind alle Stationen des kurzen und unglücklichen Lebens festgehalten, und so erstaunt es nicht, dass das Interesse der Nachwelt an dem Genie, dem jegliche Anerkennung versagt blieb, immer schon gross war. Doch dem Kunsthaus-Direktor Wilhelm Wartmann ging es weniger um das bestens ausgebreitete Biografische, sondern um van Goghs Kunst: «Das Werk als Ganzes ist von unbeirrter Folgerichtigkeit auch bei oberflächlich wechselndem Aspekt und […] äusserer Entwicklung». Mit der Ausstellung im Kunsthaus wollte Wartmann die «unverstellte Schönheit» von van Goghs Werk aufzeigen. Die präsentierten 75 Arbeiten, darunter Gemälde und Zeichnungen, stammten aus den Anfangsjahren, aber auch aus der Zeit in Paris und Südfrankreich, so etwa das eindringliche «Nachtcafé» (1888) oder «Irrenhausgarten in Saint-Rémy» (1889). Auch seine letzte Station in Auvers-sur-Oise, wo van Gogh von Mai bis Juli 1890 lebte, ist mit «Mairie d’Auvers-sur-Oise» (1890) dokumentiert. In dieser Kleinstadt nordwestlich von Paris schoss sich van Gogh am 27. Juli 1890 in die Brust und verstarb zwei Tage danach. Der Schau war ein grosser Publikumserfolg beschieden, sodass man sie um eine Woche verlängerte. Und kaum eine Ausstellung wurde so breit und so ausführlich – teilweise über mehrere Seiten hinweg oder als mehrteilige Artikelfolge – rezipiert wie jene von van Gogh. In der Gazette de Lausanne freute man sich über die Fülle der Werke und prophezeite, dass der Ruhm des Künstlers nur noch grösser werden könne. Im Tages-Anzeiger würdigte man, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung, den Künstler wie folgt: «Aus allen Bildern spricht der künstlerische Ernst, eine starke, packende, ja erschütternde Gefühlswelt, das Bedürfnis des Künstlers, sich und seine Gefühle dem Betrachter mitzuteilen.» Geradezu hymnisch wurde die Ausstellung in der NZZ besprochen und der Künstler – etwas gar distanzlos und das Leiden des Künstlers ausblendend – als Ausnahmeerscheinung gefeiert: «Die mächtige, tiefe, stürmische Künstlerpersönlichkeit leuchtet uns von den Wänden herab in ihrer hinreissenden Eigenart entgegen.» Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit einem einleitenden Text von Wilhelm Wartmann und einem Werkverzeichnis.
[Peter Stohler]
Im Tages-Anzeiger würdigte man, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung, den Künstler wie folgt: «Aus allen Bildern spricht der künstlerische Ernst, eine starke, packende, ja erschütternde Gefühlswelt, das Bedürfnis des Künstlers, sich und seine Gefühle dem Betrachter mitzuteilen.»
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Ausstellungskatalog