Zeichen und Wunder. Niko Pirosmani (1862 - 1918) und die Kunst der Gegenwart
31.03.1995 – 18.06.1995
Kuratiert von Bice Curiger.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Bice Curiger.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Ost-westliche Kraft des Eindringlichen: Niko Pirosmani und die Westkunst
Bice Curiger, Gründerin des Kunstmagazins Parkett und seit 1992 Gast-Kuratorin am Kunsthaus Zürich, richtete 1995 ihre erste Ausstellung im grossen Saal ein. Dort zeigte sie rund 30 Werke des damals im Westen unbekannten georgischen Malers Niko Pirosmani (1862–1918) in Gegenüberstellung mit 21 Positionen der Gegenwartskunst. Pirosmani, der im ärmlichen Milieu Ostgeorgiens aufwuchs und sich das Malen autodidaktisch beibrachte, malte Wirtshausschilder und Bilder auf schwarzes Wachstuch mit archaischen, naiven Szenen aus der ländlichen Unterschicht, was ihm später die Bezeichnung «Rosseau des Ostens» einbringen sollte. Er starb verarmt und kam zu Lebzeiten nur einmal mit der Kunstwelt in Berührung.
Curiger entdeckte Pirosmani 1989 im Staatlichen Museum der Kunst in Tbilissi. In einem assoziativ-postmodernen Spiel liess sie seine mysteriösen, eindringlichen Bilder auf bekannte Namen wie Cindy Sherman, Katharina Fritsch, Pipilotti Rist, Mike Kelley, Sigmar Polke, Robert Gober und Jeff Koons treffen – Positionen, die auf dem damaligen Kunstmarkt grosse Sichtbarkeit hatten. Darunter gab es Bilder von Menschen (Tony Ourslers Video-Fratzen) und Tieren (Katharina Fritschs Pudel, Jean-Luc Mylaynes Vögel), denen man emotional nicht ausweichen konnte. Hier kam zur Geltung, dass das, was Pirosmani und diese Werke verband, die direkte und gefühlsbetonte Ansprache des Publikums war.
Von Matthias Frehner wurde die Werkauswahl als persönlich und originell bezeichnet. Sie überzeuge doch, wenn auch mit einigen dünnen Stellen, insgesamt sehr (NZZ). Annelies Zwez mochte den «Kontrapunkt zur gewohnten Intellektualität von Gegenwartskunstausstellungen» und bezeichnete die Ausstellung gleichzeitig als Gratwanderung: «Da ist die Gefahr des Kitsches und des Schreckens um des Schreckens Willen.» (Berner Rundschau). Doch Bice Curiger behielt die Balance, wenn sie offensichtlich Inkohärentes so nebeneinander setzte, dass es sich zu einem grösseren stimmungsvollen Ganzen fügte. Es war dies vor allem der Kraft ihres persönlichen Blicks geschuldet, der ihr später auch als Kuratorin der Biennale in Venedig gute Dienste leisten sollte (2011).
[Peter Stohler]
Dort zeigte sie rund 30 Werke des damals im Westen unbekannten georgischen Malers Niko Pirosmani (1862–1918) in Gegenüberstellung mit 21 Positionen der Gegenwartskunst. Pirosmani, der im ärmlichen Milieu Ostgeorgiens aufwuchs und sich das Malen autodidaktisch beibrachte, malte Wirtshausschilder und Bilder auf schwarzes Wachstuch mit archaischen, naiven Szenen aus der ländlichen Unterschicht, was ihm später die Bezeichnung «Rosseau des Ostens» einbringen sollte. Er starb verarmt und kam zu Lebzeiten nur einmal mit der Kunstwelt in Berührung.