Allianz. Vereinigung moderner Schweizer Künstler

23.05.1942 – 21.06.1942
Ausstellungsort Kunsthaus.
Zwischen Emotion und Konstruktion: Die Allianz-Künstlervereinigung zu Gast im Kunsthaus
Die Künstlervereinigung Allianz war im Kriegsjahr 1942 zu Gast im Kunsthaus mit 36 Künstlerinnen und Künstler, die vorwiegend in den Medien Malerei, Zeichnung und Skulptur tätig waren. Es handelte sich um eine Art Generationenprojekt von Künstlern um die vierzig. Nur Le Corbusier, Sophie Taeuber-Arp und der damals bereits verstorbene Paul Klee waren deutlich älter. Die NZZ urteilte: «Es ist keine bequeme Ausstellung», doch das gezeigte künstlerische Neuland verdiene alle Beachtung. Das Kunsthaus hatte bereits 1936 rund zwanzig der gezeigten Positionen in einer Gruppenausstellung unter dem Titel «Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik» vorgestellt. Die Allianz wurde dann ein Jahr später von Leo Leuppi, Richard Paul Lohse und Hans Erni gegründet. Mit Erni und Lohse zeigt sich schon die Spannung zwischen Figuration und Abstraktion, die von der ersten bis zur letzten Ausstellung (1938, Kunsthalle Basel bzw. 1954, Helmhaus Zürich) ausgehalten werden musste. Die Differenzen lassen sich auch geografisch verorten mit den surrealistischen Polen Luzern und Basel (Hans Erni, Max von Moos, Walter Kurt Wiemken) und der konstruktivistischen Hochburg Zürich (Richard Paul Lohse, Hans Hinterreiter). Zeitbedingt befanden sich die Künstlerinnen stark in der Minderheit, doch mit Meret Oppenheim, Verena Loewensberg und Sophie Taeuber-Arp waren Positionen dabei, die heute grosse Bedeutung haben. Eingerichtet wurde die Ausstellung vom Architekten Ernst Friedrich Burckhardt «in Fühlungnahme» mit Leo Leuppi und Max Bill. Bill – ganz offenbar Spiritus Rector des Unterfangens – unterschied im Begleittext zwischen zwei Hauptrichtungen: «Die surrealistische, passiv aus der Zeit schöpfende (…) und die konstruktive, über die Gegenwart hinweg planende, aufbauende Gruppe». Dass er die Surrealisten so offen abwertete, mag heute erstaunen, zumal er ihnen immerhin zugestand, sie hätten den Schrecken des Kriegs zeitnah thematisiert. Doch Bill rechtfertigte das Zusammengehen der beiden ganz unterschiedlichen Gruppierungen mit einer gemeinsamen Gesinnung. Später führte er jedoch aus, welche Kunstform er für überlegen halte: «Dem passiv Absorbierenden [Surrealismus] setzt der Konstruktivismus das aktiv Produzierende entgegen. Dem Abbild – das Vorbild. Der Systemlosigkeit – das System». Deutlicher geht es kaum noch.
[Peter Stohler]
«Dem passiv Absorbierenden [Surrealismus] setzt der Konstruktivismus das aktiv Produzierende entgegen. Dem Abbild – das Vorbild. Der Systemlosigkeit – das System.»

29 Tage

38 Künstler:innen

38 Künstler:innen

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Ausstellungskatalog