Bruce Nauman
14.07.1995 – 08.10.1995
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Im Reich der gequälten Sinne
Bruce Nauman (*1941 Fort Wayne, USA) ist einer der am meisten rezipierten Künstler der Gegenwart. Unermüdlich und variantenreich setzt er in Szene, worum es in seinem Werk geht: die Widrigkeiten der menschlichen Existenz. Dabei erfindet er sich immer wieder neu – konstant bleibt jedoch sein eigener Körper als Ausgangspunkt. Chamäleonartig arbeitet Nauman in unterschiedlichen Medien, von der Zeichnung über die Skulptur bis zum Video, nutzt aber auch Hologramme und Neonleuchtschriften. In «The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths» (1967), eine Leuchtschrift in den Reklamefarben für Budweiser Bier, dekonstruiert er ironisch den traditionellen Künstlerbegriff.
Laut Harald Szeemann, dem Kurator der Ausstellung, war es auch mit vielen Jahren Vorlauf nicht einfach, den Künstler zu einer Einzelausstellung zu bewegen. Eine solche war vom Walker Art Center in Minneapolis konzipiert worden, tourte in den USA und war auch in Madrid zu sehen. Da Naumans Werk in den Anfängen vor allem in Europa gesammelt wurde, konnte Szeemann diese Ausstellung um rund 20 Leihgaben aus europäischem Privat- und Museumsbesitz erweitern. Die Schau schloss an Grossausstellungen mit bedeutenden Künstlern (ausschliesslich männlichen Geschlechts) an, die Szeemann seit den 1980er Jahren für das Kunsthaus realisierte, zuletzt mit Joseph Beuys (1994).
Für Szeemann, der Nauman bereits als 28-Jähriger zum ersten Mal ausstellte, ist dessen obsessive Beschäftigung mit Tugenden und Lastern sowie die tabulos-unerbittliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper einzigartig: «Unablässig arbeitet er an der Hereinnahme des Fremden ins Eigene.» Damit habe er ab den 1960er Jahren «neue Seh- und Empfindungsgewohnheiten» geschaffen und den Skulptur- und Monumentenbegriff verändert. In seinen Tunnel-Korridoren machte er zudem die Besucher zu Mitbeteiligten und Betroffenen.
Die Medienresonanz auf die Schau mit rund 80 Arbeiten aus drei Jahrzehnten war sehr breit und positiv. «Szeemann steigert in kongenialer Weise das Zwingende und Beklemmende an Naumans Werk.» (Alois Martin Müller, Tages-Anzeiger). Simon Maurer sprach im selben Blatt gar von einem «kulturellen Weltereignis», und Laszlo Glozer lobte: «Szeemann setzt auf den Ereignis-Charakter» (Süddeutsche Zeitung).
Zur Ausstellung erschien der von Kathy Halbreich herausgegebene Katalog zur amerikanischen Wanderausstellung. Das Kunsthaus veröffentlichte dazu ein Beiheft mit den Katalogtexten in deutscher Sprache, einem Essay von Harald Szeemann und der Werkliste der nur in Zürich gezeigten Arbeiten.
[Peter Stohler]
Weiterführende Informationen
kein Ausstellungskatalog online
Für Szeemann, der Nauman bereits als 28-Jähriger zum ersten Mal ausstellte, ist dessen obsessive Beschäftigung mit Tugenden und Lastern sowie die tabulos-unerbittliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper einzigartig: «Unablässig arbeitet er an der Hereinnahme des Fremden ins Eigene.»