Cy Twombly. Bilder, Arbeiten auf Papier, Skulpturen

18.02.1987 – 29.03.1987
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Grosser Ausstellungssaal und Graphisches Kabinett.
Cy Twombly – Römer Seismograph aus der Neuen Welt
1987 widmete das Kunsthaus dem damals knapp sechzigjährigen Amerikaner Cy Twombly, der seit dreissig Jahren in Rom lebte, eine umfassende Ausstellung. Obwohl die Rezeption von Twomblys Werk in Europa bereits in den sechziger Jahren begonnen hatte, wurde er erst ab den 1980er Jahren richtig wahrgenommen. Die Zürcher Schau war eine der grossen monografischen, vom ständigen Gastkurator Harald Szeemann konzipierten Ausstellungen. Gezeigt wurden 42 Gemälde, 20 Skulpturen und 68 Zeichnungen; alle zwischen 1952 und 1987 entstanden. Szeemann beschreibt Twombly als Künstler mit Wurzeln im Abstrakten Expressionismus, der allerdings seine Kunst ganz unabhängig und einzelgängerisch weitertreibt: So ist Twombly in seinem Ausdruck deutlich weniger heroisch als die Grossmeister der ersten eigenständigen amerikanischen Kunstform. Hans-Joachim Müller bezeichnet seine Werke treffenderweise als «lichte, gebrochene <écriture>» (Basler Zeitung). Eine fast theologische Wortwahl trifft Szeemann, wenn er Twombly als den Künstler der «Entmaterialisierung, Transsubstanzierung, Vergeistigung der Inhalte» bezeichnet. Linie und Farbe identifiziert er als die beiden wichtigsten Aspekte in seinem Werk: «Die Linie ist eigenständige vibrierende Aussage, Farbe ist nicht im Dienste einer Darstellung sondern Stoff der Gestaltung, Materie, Substanz.» Und Szeemann betont zurecht, dass das, was als blosse Kritzelei missverstanden werden könnte, eine dynamische unbewusste Aufzeichnung sei, die nicht analytisch und in Einzelteile zerlegt werden könne, sondern nur gesamthaft zu erfassen sei. Bezeichnenderweise erkor Twombly Rom und nicht eines der damaligen Weltkunstzentren Paris oder New York zu seiner Wahlheimat. Der Romaufenthalt steigerte den Bezug auf Mythen, wie in Werktiteln und in Schriftzügen sichtbar wird, genauso wie die Auseinandersetzung mit Kunst des Barock und der Renaissance. Dennoch: Twomblys Kunst bleibt, wie Ludmila Vachtova zusammenfasst, «auf Distanz, unantastbar, in ihrem eigenen Geheimnis ruhend» (Frankfurter Allgemeine). Hans-Joachim Müller bezeichnet es gar als Wunder, dass Twombly, der sich ein Höchstmass von Unabhängigkeit bewahrt habe, sich im lauten Kunstbetrieb durchsetzen konnte (Basler Zeitung). Die Ausstellung mit Katalog reiste weiter nach Madrid, Düsseldorf und London.
[Peter Stohler]
Bezeichnenderweise erkor Twombly Rom und nicht eines der damaligen Weltkunstzentren Paris oder New York zu seiner Wahlheimat. Der Romaufenthalt steigerte den Bezug auf Mythen, wie in Werktiteln und in Schriftzügen sichtbar wird, genauso wie die Auseinandersetzung mit Kunst des Barock und der Renaissance.

39 Tage

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