Dieter Roth. Bücher und Graphik (1. Teil) aus den Jahren 1947 bis 1971

15.07.1972 – 20.08.1972
Ausstellungsort Helmhaus.
Die von der Zürcher Kunstgesellschaft für das Zürcher Helmhaus übernommene Wanderausstellung versammelte, nach einer ersten Station in der Kunsthalle Basel, Künstlerbücher und Grafik von Dieter Roth (1933 Hannover–1998 Basel). Zur Ausstellung erschien eine vom Künstler herausgegebene und eingeleitete Publikation bei der Edition Hansjörg Mayer (Stuttgart), die insgesamt 223 Nummern umfasste. Unbescheiden und wohl nicht ganz ernst zu nehmend, nannte sich diese Publikation auch «Band 20 der gesammelten Werke». Dieter Roth, der als Sohn einer Deutschen und eines Schweizers in Köln aufwuchs und als Kind während der Bombardierung nach Basel geschickt wurde, absolvierte eine vierjährige Grafikerausbildung in Bern. Der Grafik blieb er als Künstler treu; allerdings verstand sie Roth in einem erweiterten Sinne und arbeitete sowohl gequetschtes Brot, zermalmte Glühbirnen, flach gepresste Bonbons oder zerdrückte Schokolade mit ein. Auch nach seiner Emigration nach Island im Jahr 1957, als die Buchproduktion immer wichtiger wurde, behielt er dieses Prinzip bei: Aus hunderten von verklebten isländischen Zeitungsseiten bastelte er ein Buch, oder aus einem geschredderten Roman und echten Fleischerzutaten eine «Literaturwurst». So zeigt sich Roth als Künstler, der sich unentwegt jeder Klassifizierung entzieht, angetrieben von einer nie abreissenden Erfindungslust und dennoch stets um handwerkliche Perfektion bestrebt. Das Spielerische – im Vorwort des Kataloges auch das Wortspielerische – nimmt im Schaffen von Dieter Roth einen zentralen Platz ein. Viele seiner Werke «bestechen nicht nur als stupende Einfälle, sondern nicht minder durch eine eigenartige und stets sehr persönliche Schönheit, die fast immer eine Synthese – und zwar häufig eine glückliche Synthese – aus Spiel und Ernst erkennen lässt.» (Neue Zürcher Nachrichten). Durchs Band umarmt die Kritik den Künstler: «Roth ist ein kluger und kundiger Unternehmer in Sachen Kunst, ein perfekter Techniker und Propagandamann.», schreibt die NZZ, oder auch: «Dieter Rot ist der typische homo ludens aktuellster Prägung, ein Gaukler mit Tiefe und phantastischem Können, ein Selbstbelächler und wiederum tierisch-ernster Realisator seiner tausend Ideen.» Der Kritiker Hans Neuburg schliesst mit folgender Einschätzung: «Diese Ausstellung ist ein uneingeschränktes diebisches Vergnügen.» (Die Tat).
[Peter Stohler]
Auch nach seiner Emigration nach Island im Jahr 1957, als die Buchproduktion immer wichtiger wurde, behielt er dieses Prinzip bei: Aus hunderten von verklebten isländischen Zeitungsseiten bastelte er ein Buch, oder aus einem geschredderten Roman und echten Fleischerzutaten eine «Literaturwurst».

36 Tage

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