Europop
15.02.2008 – 12.05.2008
Kuratiert von Tobia Bezzola.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Tobia Bezzola.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Transatlantische Feier des Hier und Jetzt: Europop
Die Pop Art, die das erste Mal in den 1950ern in London aufkam und in den 1960ern vom Englischen Kunstkritiker Lawrence Alloway benannt wurde, erlangte schnell den Status eines globalen Phänomens: Die lustvolle Hinwendung zum Trivialen stand nun im Vordergrund, und die Kunst wandte sich vom Streben der abstrakten oder gestischen Kunst nach Heroismus und Erhabenheit ab. Gerade in den USA entdeckten Künstler wie Andy Warhol, Robert Rauschenberg oder Jasper Johns den Konsum- und Kommerzalltag als Thema für ihre Kunst. Doch auch in Europa interessierte man sich für Pop.
Die von Tobia Bezzola und Franziska Lentzsch kuratierte Ausstellung im Kunsthaus Zürich versammelte 80 Werke europäischer Pop Art von über 20 Künstlern aus 10 Ländern, die zwischen 1950 und 1970 entstanden. Vertreten waren so berühmte Namen wie Gerhard Richter, Claes Oldenburg oder David Hockney – und als eine der wenigen Künstlerinnen Niki de Saint Phalle. Gewissermassen als amerikanische Gäste waren Arbeiten von Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Tom Wesselmann zu sehen. Aus der Schweiz gab es nur zwei Pop-Art-Künstler: Franz Gertsch und Peter Stämpfli.
Umstritten ist, ob es so etwas wie «Europop» überhaupt gibt. Tatsächlich ist die Verzahnung zwischen alter und neuer Welt gross, und der Aufstieg der USA zur führenden Kulturnation ist auch den zahlreichen Emigranten zu verdanken, die Medien wie Kino, Werbung, Comic oder Science-Fiction prägten. Genauso ist Pop ohne Dada undenkbar. «Unernst und die Verweigerung von Tiefe», so Kurator Bezzola, «wurden zur ernsthaften Option». Pop hat als Phänomen die Mächte USA und Westeuropa zusammengebracht, die seit dem Kalten Krieg ein enges, nicht nur sicherheitspolitisches, sondern auch kulturelles Verhältnis miteinander eingegangen sind. Pop ist denn weniger Stil, Form oder Technik, sondern eher eine Haltung, ein Lebensgefühl, eine Auseinandersetzung mit der Massenkultur. Die Haltung kann naiv-bewundernd, aber auch ironisch-parodistisch oder kritisch-subversiv sein. Ob Europop per se kritischer ist als die amerikanische Variante? Alice Henkes schreibt in der Basellandschaftlichen Zeitung: «Kritisches Bewusstsein ist, so legt die Schau nahe, keine Frage der Geographie, sondern der Persönlichkeit».
Die Ausstellung fand eine positive Resonanz in den Medien. Bemängelt wurde von Sabine Altdorfer das Fehlen der vielen Schweizer Pop-Künstler, die 2006 im Kunstmuseum Thun zu sehen waren (Basellandschaftliche Zeitung). Barbara Basting attestierte, dass «nuancenreich der erste wirklich internationale Kunstaustausch» sichtbar gemacht werde (Tages-Anzeiger). Das Katalogbuch, erschienen bei DuMont, enthält ein sehr lesenswertes Essay von Tobia Bezzola.
[Peter Stohler]
Umstritten ist, ob es so etwas wie «Europop» überhaupt gibt. Tatsächlich ist die Verzahnung zwischen alter und neuer Welt gross, und der Aufstieg der USA zur führenden Kulturnation ist auch den zahlreichen Emigranten zu verdanken, die Medien wie Kino, Werbung, Comic oder Science-Fiction prägten. Genauso ist Pop ohne Dada undenkbar. «Unernst und die Verweigerung von Tiefe», so Kurator Bezzola, «wurden zur ernsthaften Option».