Hot Spots. Rio de Janeiro / Milano–Torino / Los Angeles, 1956–1969

13.02.2009 – 03.05.2009
Kuratiert von Tobia Bezzola.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Neue Kunst-Orte in der globalisierten Nachkriegswelt
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kunstwelt eine andere: Paris und New York verloren ihre bisher unumstrittene Vormachtstellung und es entstanden neue Brennpunkte wie Rio de Janeiro, Mailand, Turin oder Los Angeles. Unter dem Titel «Hot Spots» wurde dies anhand von Kunst, Fotografie, Architektur und Design grosser Namen wie Lucio Fontana, Ed Ruscha oder Hélio Oiticia im Kunsthaus thematisiert. Künstlerinnen waren leider dramatisch in der Minderzahl: Lygia Clark (Brasilien), Marisa Merz und Carol Rama (Italien) sowie Vija Celmins und Judy Chicago (USA) stellten die wenigen Ausnahmen dar. Die von Tobia Bezzola kuratierte Schau vereinte drei Einzelausstellungen des Stockholmer Moderna Museet aus dem Jahr 2008. Die These der Ausstellung besagte, dass jedem Hotspot seine Errungenschaften zukamen, welche die jeweilige Avantgarde von der Kunst der Väter abhoben. Für Rio bedeutet dies die Überwindung des geometrischen Raums ins Gesellschaftliche und Performative. Noch 1951 hatte der konkrete Max Bill mit einer Einzelausstellung auf die brasilianische Kunstszene wesentlichen Einfluss ausgeübt. Der Sprung in neue Dimensionen verhalf dem brasilianischen «Neokonkretismus» zum Erfolg; er wurde als so sexy wie Bossa Nova und Cinema Novo rezipiert. Für Italien war es das Verlassen des traditionellen Bildraums und dessen Verräumlichung (Lucia Fontana) oder die Überwindung des klassischen Werkbegriffs (Piero Manzoni mit seiner «merda d’artista», angeboten zum Tagespreis von Gold). In Norditalien wurde Kunst mit der 1967 von Germano Celant so genannten Arte Povera ganz neu definiert: Neue, «armselige» Materialien, ein Augenmerk auf die Wichtigkeit des Entstehungsprozesses, aber auch ein hoher bis utopischer Anspruch an das, was die Kunst gesellschaftlich leisten kann, rückte ins Zentrum des Interesses. In Los Angeles wiederum ging es um den Umgang mit Populärkultur, so z. B. bei Ed Ruscha, (*1937 Omaha) und David Hockney (*1937 Bradford GB), aber auch um die Entmaterialisierung, so bei James Turrell (* 1943 Los Angeles) mit seinen Werken aus Licht, oder das Aufbrechen von Innen und Aussen in der Architektur von Pierre Koenig. Dass es dafür keine eindeutigen Kategorisierungen gab, wie sie der New Yorker Kunstbetrieb mit «Minimal» oder «Pop» hervorgebracht hatte, ist für Lars Nittve charakteristisch für den individualistischen Kunst- und Lebensentwurf in Los Angeles. Die Presseresonanz war breit und positiv. Nur Samuel Herzog sah es etwas kritischer: «Bei vielem sind wir etwas ratlos – zu offen ist das Angebot, zu sehr Formsache, zu sehr Design» (NZZ). Zur Ausstellung erschien ein Katalogbuch im Verlag Steidl, Göttingen.
[Peter Stohler]
Die These der Ausstellung besagte, dass jedem Hotspot seine Errungenschaften zukamen, welche die jeweilige Avantgarde von der Kunst der Väter abhoben.
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Design: Megi Zumstein / Hi Visuelle Gestaltung Zumstein & Barandun, Luzern / Photo: Julius Schulman
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