Thomas Struth. Fotografien 1978 – 2010
11.06.2010 – 12.09.2010
Kuratiert von Tobia Bezzola.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Tobia Bezzola.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Das Kunsthaus Zürich richtet seit mehreren Jahrzehnten Retrospektiven zu zeitgenössischen Künstler:innen aus, die auf der Höhe ihres Schaffens stehen. Der künstlerische Fotografie wurde dabei immer auch wieder grosse Aufmerksamkeit geschenkt und Ausstellungen mit Pioniercharakter organisiert: «Earth Beats: Naturbild im Wandel» (2021), «The Art of the Archive Fotos aus dem Archiv des L.A.P.D.» sowie Miroslav Tichý (beide 2005), «Wallflowers – Grosse Fotografien» (2002), MAGNUM (2000 und 1990), oder auch «Robert Frank – Moving Out» (1995), um nur einige der jüngsten zu nennen.
Der vom Kunsthaus gemeinsam mit dem Künstler zusammengestellten Überblick beherbergte 110 Fotografien aus allen Schaffensphasen von 1980 bis 2009. Die konzise Ausstellung zeigt nicht nur das vielfältige Spektrum der Themenschwerpunkte – Publikum, Architektur, Landschaft oder auch Technologie und Familienporträts – auf, sondern auch eine Entwicklungslinie von den nüchternen S/W-Arbeiten als Becher-Schüler bis hin zu monumentalen, detailreichen und sorgfältig komponierten Ansichten wie jene von Cape Canaveral.
Seit den frühen 1980er Jahren hat der 1954 in Düsseldorf geborene Thomas Struth einen unverkennbaren Ansatz sowie ein faszinierendes Themenrepertoire in der Fotografie entwickelt; gleichzeitig ist er für die besonderen Möglichkeiten dieses Mediums offengeblieben. In unserem von einer stark mediatisierten Bilderflut geprägten Zeitalter hat Struths Arbeit dem Genre der Fotografie eine neue Intensität und Integrität verliehen.
Nach Vollendung der Museumsfotografien mit der 2007 im Museo del Prado geschaffenen Werkreihe begann Struth, die Möglichkeiten einer neuen Werkgruppe auszuloten. Sie sollten seine Faszination für komplexe visuelle Strukturen mit seinem anhaltenden Interesse für die Mentalität verschiedener Kulturen kombinieren, sowie für die Strukturen und Technologien, die diese Kulturen sich ausdenken und bauen können. Das jüngste Werk darf als Weiterführung von Struths Interesse an einer «Geschichte des Ehrgeizes» betrachtet werden, die in den kollektiven Leistungen einer Kultur sichtbar gemacht wird, sei es in der Form einer mittelalterlichen Kathedrale, der Struktur einer Stadt oder der Konstruktion eines Raumschiffs. Mit einem Format von bis zu 2 x 3,8 Metern zählen die Bilder der Sanierung der Raumfähre Endeavour und ihrer halbtauchfähigen Kapsel zu den grössten, die Struth bislang geschaffen hat. Erstmals wurden einige Werke auch digital bearbeitet.
Die sorgfältig recherchierte Ausstellungsrezension von Nadine Olonetzky brachte den künstlerischen Verdienst von Thomas Struth und die damit auch verbundene Ambivalenz bei zurecht einhergehendem (auch ökonomischen) Erfolg auf den Punkt: «In diesen Fotografien [des spekulativen Geschäftsbaus in Hongkong] geht es nicht um Kultstätten und Sehenswürdigkeiten, sondern um das Leben mit dem existenziell Notwendigsten. Dass nun auch diese Bilder ökonomisch wie gesellschaftlich erfolgreich sind, das Wertvolle und Anerkannte sozusagen in sich selbst verkörpern, gehört zur Ironie des Schicksals.» (NZZ am Sonntag, 4.7.2010, S. 55).
[Cathérine Hug]
Weiterführende Informationen
kein Ausstellungskatalog online
Thomas Struth über vier Dekaden der Kunstproduktion: «Ich weiss mehr, sehe mehr, und leide mehr.»Wallpaper*, März 2022
93 Tage
1 Künstler:in
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