Hanny Fries. Eigentum ohne Besitz

23.04.1999 – 18.07.1999
Ausstellungsort Erdgeschoss, Räume I-III.
Unmodische Chronistin des Alltäglichen
Die Zürcher Malerin, Zeichnerin und Illustratorin Johanna Katharina «Hanny» Fries (1918–2009) entstammte einer Künstlerfamilie: Ihr Vater war der bekannte Maler der Zürcher Gesellschaft Willy Fries, ihre Mutter die Schriftstellerin Catharina Fries-Righini. Schon während ihres Studiums an der École des Beaux-Arts in Genf zeichnete Fries viel. Nach ihrer Rückkehr 1948 aus Genf, wo sie kurze Zeit mit dem Schriftsteller Ludwig Hohl verheiratet war, machte sie sich in Zürich als Theaterzeichnerin für die Weltwoche, die NZZ, den Tages-Anzeiger und Die Tat einen Namen (dokumentiert in «1000 Theaterzeichnungen», 1978). Sie porträtierte auch berühmte Persönlichkeiten – etwa Josephine Baker, Marguerite Duras, Elias Canetti oder Charles-Ferdinand Ramuz. Hanny Fries hinterliess ein immenses zeichnerisches Werk. Als Chronistin des Flüchtigen und Unaufgeregten hielt sie vor allem Bahnhöfe, Strassen, Plätze, Kioske und Bars fest, und der Wartsaal des Bahnhofs Stadelhofen in Zürich wurde zu ihrem zweiten Atelier. Da Hanny Fries auch in den 1940er Jahren nie von der Figuration abrückte, wurde ihre Kunst als unmodisch angesehen, sodass sie erst spät zu Ehren kam: 1981 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Zürich, als zweite Frau überhaupt nach Helen Dahm. Zugleich wurde ihr eine Ausstellung im Kunsthaus gewidmet, in der auch ihre zwischen Realismus und Expressionismus oszillierende Malerei erstmals wahrgenommen wurde. Im Jahr 1999 schliesslich richtete ihr das Kunsthaus eine Retrospektive ein. Mit dieser Ausstellung leistete das Kunsthaus Pionierarbeit. Der Kurator der Retrospektive, Vizedirektor Guido Magnaguagno, stellte Hanny Fries’ Gemälde ins Zentrum. Man sah sofort, dass auch in der Malerei die flüchtigen Orte im Vordergrund standen: Stadtlandschaften, Badestrände, Baustellen, Hinterhöfe, Parks, menschleere Plätze sind beliebte Motive, die aber auch als innere Bilder zu verstehen sind. Zudem interessierte sie sich für banale Gegenstände wie Eierständer, der bei ihr zu einem verführerischen Objekt mutiert. Während die frühen Zeichnungen noch dunkel waren, hellte sich im Spätwerk die Palette auf. Doch die Farbigkeit blieb spröde. Die Retrospektive wurde gut aufgenommen. Thomas Ribi fand, dass die Ausstellung vor allem eines sichtbar mache: «Die Motive sind ihr wichtig. Die Beharrlichkeit und Konsequenz, mit der sie sich durch das fast sechs Jahrzehnte ausgreifende Werk ziehen, spricht für sich.» Zur Ausstellung erschien die erste Monografie zu Hanny Fries «Eigentum ohne Besitz. Hanny Fries, Malerin» von Ludmila Vachtova (NZZ-Verlag, Zürich, 1999).
[Peter Stohler]
Hanny Fries hinterliess ein immenses zeichnerisches Werk. Als Chronistin des Flüchtigen und Unaufgeregten hielt sie vor allem Bahnhöfe, Strassen, Plätze, Kioske und Bars fest, und der Wartsaal des Bahnhofs Stadelhofen in Zürich wurde zu ihrem zweiten Atelier. Da Hanny Fries auch in den 1940er Jahren nie von der Figuration abrückte, wurde ihre Kunst als unmodisch angesehen, sodass sie erst spät zu Ehren kam: 1981 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Zürich, als zweite Frau überhaupt nach Helen Dahm.

86 Tage

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