Maria Lassnig. Verschiedene Arten zu sein

28.11.2003 – 29.02.2004
Kuratiert von Toni Stooss.
Ausstellungsort Erdgeschoss.
Radikale Selbstbefragungen einer erst spät gewürdigten Künstlerin
Die 1919 in Krappfeld, Kärnten, geborene Künstlerin ist heute weltweit bekannt für ihre ungeschönten Selbstporträts mit expressiver Farbgebung, anhand derer sie sich radikal selbst befragt. Doch ihre Werke fanden lange Jahrzehnte keine Beachtung – ein Schicksal, das sie mit vielen Künstlerinnen teilt. Erst mit sechzig Jahren wurde die Malerin, Zeichnerin und Medienkünstlerin zur Professorin für Malerei an die Wiener Hochschule für Angewandte Kunst berufen. 1980 bespielte sie zusammen mit Valie Export den österreichischen Pavillon an der Biennale in Venedig. 2002 erhielt sie den in Zürich verliehenen Roswitha-Haftmann-Preis, was Anlass gab für die Ausstellung im Kunsthaus mit einer Auswahl von Lassnigs Selbstporträts. 2013 schliesslich, ein Jahr vor ihrem Tod, wurde Lassnig in Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Die Ausstellung im Erdgeschossaal mit 25 in den vorangehenden zehn Jahren entstandenen grossformatigen Selbstporträts wurde von Gastkurator Toni Stooss eingerichtet. Maria Lassnig bezeichnete sich selbst wie folgt: «Ich bin ein Realist, der mit dem Realismus nicht zufrieden ist.» (1983, veröffentlicht in «Die Feder ist die Schwester des Pinsels», 1997). Und Toni Stoss schrieb: «Eine scheinbar heute wieder realistische Malerin, die mit den ihrer Kunst zugemessenen Kategorisierungen, dem ‹Realismus› und dem ‹Expressionismus›, von Anbeginn ihrer künstlerischen Tätigkeit kaum zu fassen ist.» Als Malerin und Zeichnerin arbeitete Maria Lassnig von einem dezidiert feministischen Standpunkt aus und stellte ihr körperliches Erleben in den Mittelpunkt («Körperempfinden», «Köperbewusstsein»). So hat sie Generationen von Künstlerinnen, aber auch Künstlern, geprägt. Dabei beeindruckt das Nach-Aussen-Kehren der eigenen Befindlichkeit noch heute. Die Medienresonanz war durchwegs positiv. «Dramatisch und komisch […] Sehenswert. Nachdenkenswert», so urteilte Siegmund Kopitzki (Südkurier), während Sabine Altdorfer Lassnigs Kunst als äusserst variantenreich lobte – und bedauerte, dass Zürich der Künstlerin keine Retrospektive widmete: «Das Konzept überzeugt, die Ausstellung beeindruckt, aber eigentlich würde man gern mehr sehen.» (Aargauer Zeitung). Die Ausstellung reiste weiter ins Frankfurter Städel. Zu den Ausstellungen in Zürich und Frankfurt erschien eine Publikation, herausgegeben von Toni Stooss und der Roswitha-Haftmann-Stiftung.
[Peter Stohler]
«Ich bin ein Realist, der mit dem Realismus nicht zufrieden ist.»

93 Tage

1 Künstler:in

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Ausstellungsplakat
Design: Evs-Office, Zürich / Esther Verena Schmid / Image: Maria Lassnig