Max Beckmann

06.09.1930 – 05.10.1930
Ausstellungsort Kunsthaus.
Deutscher Seelenforscher
Im Jahr 1930, zum Zeitpunkt der Ausstellung im Kunsthaus Zürich, lebte Max Beckmann (* 1884 Leipzig, † 1955 New York) in Frankfurt. Zuvor hatte er einige Monate in Paris verbracht. Drei Jahre später jedoch, nach seiner Entlassung aus der Frankfurter Städelschule, übersiedelte er nach Berlin. Als er 1937 in der Propaganda-Ausstellung «Entartete Kunst» im Haus der Kunst München zusammen mit der Kunst der Moderne von den Nazis verfemt wurde, floh er schliesslich nach Amsterdam. Nach dem Krieg emigrierte er in die USA. Die Ausstellung im Kunsthaus umfasste über 200 Werke, darunter 85 Ölgemälde aus den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten sowie weitere Werke in unterschiedlichen Medien wie Zeichnung, Radierung, Lithografie und Holzschnitt. Geboten wurde ein umfassender Überblick über das virtuose Schaffen dieses als besonders «deutsch» wahrgenommenen Künstlers. Insbesondere seine sechs Selbstbildnisse erlaubten eindringliche Einblicke in die Gefühlswelt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, den Beckmann durch seine Erfahrungen als Sanitätshelfer traumatisiert überlebt hatte. Im «Selbstbildnis mit Sektglas» (1919, Städel Museum, Frankfurt a.M.) posiert Beckmann in einer Hotelbar als kränklich wirkender, sich verrenkender Dandy im Smoking; eine eindringlich bühnenhafte, klaustrophobisch wirkende Inszenierung. Die Ausstellung wurde gut aufgenommen. Der Kunsthistoriker und Sammler Curt Glaser, durch die Nazis entlassener Direktor der Kunstbibliothek in Berlin, bemerkte, dass in der neutralen Schweiz die deutsche Kunst weniger Aufmerksamkeit erhalte als die französische; er begrüsste daher die Ausstellung. Beckmann sei jemand, der «in den Seelen der Menschen forsche und das Hintergründige des Lebens erlausche» (Berliner Börsen-Courier). Die Kritik machte bei Beckmann «psychologische Zerfaserung» sowie «angstvolle Visionen» fest, und bezeichnete ihn als Künstler, der die angstvolle Trostlosigkeit im Nachkriegsdeutschland festhalte. Beckmann habe das «innere Gesicht seiner Zeit mit Kraft und Eindringlichkeit des grossen Visionärs festgehalten» (Zürcher Theater-Konzert-Freundesblatt). In der NZZ wurde die Ausstellung positiv aufgenommen, und besonders ein Schlüsselwerk wie «Die Nacht» (1818–1819) erkannte man zu Recht als «vollgepfropftes Zeitbild». Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit Werkverzeichnis.
[Peter Stohler]
Die Ausstellung wurde gut aufgenommen. Der Kunsthistoriker und Sammler Curt Glaser, durch die Nazis entlassener Direktor der Kunstbibliothek in Berlin, bemerkte, dass in der neutralen Schweiz die deutsche Kunst weniger Aufmerksamkeit erhalte als die französische; er begrüsste daher die Ausstellung.
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Ausstellungskatalog
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