Nam June Paik. Video Time – Video Space

16.08.1991 – 06.10.1991
Kuratiert von Toni Stooss.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Flackernde Bilderflut und meditative Stille: Videokunst von Nam June Paik
1991 zeigte das Kunsthaus eine Reihe grosser, seit den 1970er Jahre entstandener Videoarbeiten von Nam June Paik («Video Space», mit rund vierzig Werken, eingerichtet von Toni Stoss). Parallel dazu fand in der Basler Kunsthalle die Ausstellung «Video Time» statt, die die Vita des Künstlers anhand von Werken und Dokumentationen aufzeigte (kuratiert von Thomas Kellein). Der 1932 in Seoul geborene Nam June Paik (1932 Seoul–2006 Miami Beach) gilt als Begründer der Videokunst: 1963 hatte er erstmals einen manipulierten TV-Monitor eingesetzt, zeitgleich zu Wolf Vostell. 1979 erhielt Paik eine Professur an der Staatlichen Akademie Düsseldorf und pendelte zwischen New York und Deutschland hin und her. Paik war ein nimmermüder Experimentierer, der den nicht enden wollenden Bilderstrom der TV-Gesellschaft künstlerisch verarbeitete. Als einer der ersten benutzte er die tragbaren Videokameras des japanischen Herstellers Sony und manipulierte die damals gebräuchlichen Röhrenkameras mit Magneten. Seine Kunst gilt als schwierig, bietet aber Einiges an Schau- und Unterhaltungswerten. Paik hatte in Japan und in Deutschland Musikgeschichte und Komposition studiert, was seine Kunst stark beeinflusste. Legendär ist seine Zusammenarbeit mit der Cellistin Charlotte Moorman, die Paiks Kompositionen umsetzte. Dabei wurden Tabuzuonen berührt, wenn Paik Moorman phasenweise mit entblösstem Oberkörper und Mini-Monitoren am Busen auftreten liess (so etwa in «Opera Sextronique», 1967). Auch seine fernöstliche Herkunft brachte Paik immer wieder ein: «TV Buddha» (1974) zeigt eine Buddhastatue, die vor ihrem eigenen Live-Abbild auf dem Monitor meditiert, und für «TV Garden» (1974) arrangierte er Monitore mit dem Schirm nach oben zwischen exotischen Topfpflanzen wie in einem Dschungel. Beide Werke waren in der Zürcher Ausstellung zu sehen. Matthias Frehner bezeichnete die jüngste Phase Paiks Werks (darunter die dreizehnteilige Installation «My Faust», 1989–1991), die sich deutlich von seinen minimalen Anfängen abheben, als «barock, üppig, prunkliebend und grössenwahnsinnig» (NZZ). Laszlo Glozer fand die Zürcher Schau «grandios», hielt aber den Basler Gegenpart noch für deutlich spannender (Süddeutsche Zeitung). Die beiden Ausstellungen wurden später vereinigt in Düsseldorf und Wien gezeigt.
[Peter Stohler]
Paik war ein nimmermüder Experimentierer, der den nicht enden wollenden Bilderstrom der TV-Gesellschaft künstlerisch verarbeitete. Als einer der ersten benutzte er die tragbaren Videokameras des japanischen Herstellers Sony und manipulierte die damals gebräuchlichen Röhrenkameras mit Magneten.

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