The Expanded Eye. Das Sehen – entgrenzt und verflüssigt
16.06.2006 – 03.09.2006
Kuratiert von Bice Curiger.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Kuratiert von Bice Curiger.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Rückgriff auf den forschenden Blick der Op Art
Mit «The Expanded Eye» richtetete Kuratorin Bice Curiger im grossen Ausstellungssaal des Kunsthauses eine ambitionierte Ausstellung ein. Der Titel bezog sich dabei auf die Ausstellung «Responsive Eye» im New Yorker MoMA, die 1965 die Op Art bekannt gemacht hatte. Vorausgegangen waren der Zürcher Schau eine Reihe von Ausstellungen, die nach der Wiederentdeckung der Op Art durch Künstler und Museen in den 1990ern erlebnisorientierte Licht- und Tonkunst zeigten, darunter «Sons et lumières» (Centre Pompidou, Paris 2004). «Das Auge ist das dominierende Organ unserer Zeit. Unsere Kultur ist eine Huldigung an die Sichtbarkeit», schrieb Bice Curiger im Katalog, wobei die stetige Erweiterung unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten auch unseren Realitätsverständnis verändert habe. So kann man die von Curiger im Titel erwähnte Entgrenzung nachvollziehen. Aber Verflüssigung? Wohl eher nicht. Ganz direkt bezieht sich der Titel übrigens auch auf die Publikation «Expanded Cinema», in der Gene Youngblood Experimentalfilm und Video analysierte und erstmals Video als künstlerisches Medium würdigte (Verlag Dutton, 1970).
Gezeigt wurden rund 100 Positionen, die exemplifizierten, dass mit den neuen Kunstformen auch die Bedeutung des Publikums «entdeckt» wurde. Dazu gehörten in den 1960er Jahren aktive Künstler wie Salvador Dali, Marcel Duchamp, Josef Albers, Victor Vasarely, Henri Michaux, Nam June Paik, Andy Warhol oder Jean Tinguely – und als eine der wenigen weiblichen Positionen die Experimentalfilmerin Maya Deren. Andererseits konnte man auch aktuelle Kunstschaffende wie Pipilotti Rist oder Pierre Huyghe antreffen, hatte doch das «Expanded Cinema» gewissermassen den Weg für die heutige Video- und Multimediakunst geebnet. In einer labyrinthischen Ausstellungsarchitektur waren insgesamt 120 Werke zu sehen, darunter Gemälde, kinetische Objekte, Videos sowie Filme. Auch Brian de Palmas Dokumentarfilm zur Ausstellung «Responsive Eye» räumte man Platz ein (26 Min., 1966).
Die Medienresonanz auf die Marathonschau war breit und durchwegs positiv. «Lust am explodierten Bildkosmos», so übertitelte der Tages-Anzeiger eine Besprechung von Barbara Basting, welche die Schau «höchst attraktiv und zugleich inspirierend» fand. Claudia Spinelli lobte den Verzicht auf Chronologie und die Mischung von historischen und zeitgenössischen Sichtweisen (Weltwoche). Begleitet wurde die Ausstellung von einem bei Hatje Cantz erschienenen Katalogbuch mit Essays u. a. von Ina Blom, Kurt Forster und Diedrich Diederichsen.
[Peter Stohler]
«Lust am explodierten Bildkosmos», so übertitelte der Tages-Anzeiger eine Besprechung von Barbara Basting, welche die Schau «höchst attraktiv und zugleich inspirierend» fand.