Weltuntergang & Prinzip Hoffnung

27.08.1999 – 07.11.1999
Kuratiert von Harald Szeemann.
Ausstellungsort Pfister-Bau (Grosser Ausstellungssaal, ehem. Bührlesaal).
Nach dem wilden Apokalypsenritt die Hoffnung
Die Ausstellung «Weltuntergang und Prinzip Hoffnung» eröffnete drei Wochen nach dem 11. August 1999, für den Nostradamus den Weltuntergang vorhergesagt hatte. Zugleich befand man sich nur kurz vor der Jahrtausendwende, als man die «digitale» Apokalypse befürchtete. Das Thema war also aktuell. In die Hand genommen wurde es von Harald Szeemann, der seit sechzehn Jahren «ständiger freier Mitarbeiter» am Kunsthaus war. Zwei Autoren eines Buchs über den Weltuntergang hatten das schier uferlose Thema an den als kaleidoskopischen Gesamtkunstwerker bekannten Kurator herangetragen. Szeemann bestand darauf, das Prinzip Hoffnung miteinzubeziehen. Die Schau startete fulminant im Grossen Ausstellungssaal mit einer Kopie von Géricaults «Floss der Medusa». Weiter ging es u. a. mit Wahlplakaten für Adolf Hitler, Arnold Schwarzeneggers «Terminator» und Werken von Gegenwartskünstlern wie Katharina Sieverding, Bruce Nauman oder Thomas Hirschhorn, das Ganze begleitet von Popmusik und einem üppigen Filmprogramm. Hirschhorn berichtete auf zwanzig schwarzen Tafeln («Ein Kunstwerk, ein Problem») über globale Probleme; warum er so viel Platz einnahm, erschliesst sich aus heutiger Sicht nicht. Ausgestellt waren zudem im Graphischen Kabinett Weltuntergangsdarstellungen aus vielen Jahrhunderten. Zum Thema «Hoffnung» kamen Szeemann Werke aus der Sammlung wie Joseph Beuys’ «Olivestones» (1984) gerade recht, auch wenn der Bezug etwas herbeigeredet wirkte. Mit Rudolf Steiner und Emma Kunz ging es tatsächlich um Hoffnung, wenn auch esoterisch angehaucht. Aber ob das kitschig-trashige Duo Eva & Adele wirklich einen hoffnungsvollen Akzent versprühte, ist mehr als fraglich. Die Medienresonanz war sehr gemischt. Die Basellandschaftliche Zeitung fand, dass der Besucher in der Materialflut alleine gelassen werde, und Matthias Frehner monierte, dass die Ausstellung das Thema bloss streife; sie «erklärt nichts, sie leitet nicht her, ihr Aufbau ist nicht systematisch-vergleichend.» (Neue Zürcher Zeitung). Auch Mireille Descombes bezeichnet das Thema als hochinteressant, die Umsetzung jedoch als verunglückt (L’Hébdo). Konrad Tobler hingegen urteilte in der Berner Zeitung: «So macht der Weltuntergang, obwohl es einem schwindlig wird darob, geradezu Spass». Zur Ausstellung erschien neben dem Beiheft mit Text von Michael Butor eine Publikation im Offizin Verlag. Herausgegeben wurde sie von den Autoren Ernst Halter und Martin Müller, die die Ausstellung angeregt hatten. Sie umreisst das Thema Weltuntergang in Literatur und Musik, im Gedankengut von Sekten, und in Zeitzeugenberichten zu Hiroshima, Nagasaki und Dresden.
[Peter Stohler]
Die Ausstellung «Weltuntergang und Prinzip Hoffnung» eröffnete drei Wochen nach dem 11. August 1999, für den Nostradamus den Weltuntergang vorhergesagt hatte. Zugleich befand man sich nur kurz vor der Jahrtausendwende, als man die «digitale» Apokalypse befürchtete.